Cap Arcona Gedenklauf – Sportlicher Einsatz trifft historisches Gedenken
Jedes Jahr am dritten Septemberwochenende wird auf der Insel Poel ein ganz besonderes Ereignis gefeiert: Der Cap Arcona Gedenklauf. Dieser Lauf vereint sportlichen Ehrgeiz mit einer tiefen Erinnerungskultur und gedenkt der tragischen Ereignisse rund um das Schicksal des Schiffs Cap Arcona.
Am 3. Mai 1945 wurde die Cap Arcona in der Lübecker Bucht von britischen Bombern versenkt. Über 7.000 KZ-Häftlinge, die sich an Bord befanden, verloren dabei ihr Leben. Dieses schreckliche Kapitel der Geschichte wird alljährlich durch den Gedenklauf ins Bewusstsein gerufen.
Zeremonie und Start
Um 10 Uhr beginnt die Veranstaltung an der Cap Arcona Gedenkstätte am Schwarzen Busch. Nach bewegenden Reden von Politikern und Vertretern lokaler Vereine werden Kränze niedergelegt und in einer Schweigeminute der Opfer gedacht. Direkt im Anschluss erfolgt der Startschuss für die verschiedenen Laufdisziplinen.
Laufstrecken für alle Fitnesslevel
Die malerische Kulisse der Insel Poel, mit ihrer frischen Meeresbrise und dem sanften Rauschen der Ostsee, macht den Cap Arcona Gedenklauf zu einem besonderen Erlebnis. Es werden verschiedene Strecken angeboten, die sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Läufer geeignet sind:
- 1,4 km: Für die jüngsten Teilnehmer, ideal für Kinderläufe.
- 4,3 km: Eine angenehme Distanz für Hobbyläufer, Nordic Walker und Walker.
- 11,1 km: Die Herausforderung für ambitionierte Langstreckenläufer.
Gemeinsam Erinnern und Aktiv Sein
Der Cap Arcona Gedenklauf ist mehr als nur eine sportliche Veranstaltung. Er verbindet die Menschen durch das gemeinsame Erinnern und setzt ein Zeichen für Frieden und Menschlichkeit.
Organisiert wird das Event in enger Zusammenarbeit zwischen dem Poeler SV 1923 e.V. und der Gemeinde Ostseebad Insel Poel. Seien Sie dabei, ob als Läufer, Zuschauer oder Unterstützer, und erleben Sie einen Tag, der Sport und Gedenken auf einzigartige Weise vereint.
wikipedia.org / Cap_Arcona_(Schiff,_1927)
Vor den anrückenden britischen Truppen wurden die verbliebenen KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme Ende April nach Lübeck transportiert. Mehr als 9000 Häftlinge wurden dort auf Schiffe gebracht. Am 20. April 1945 trafen vorerst über 4000 Gefangene aus dem KZ Neuengamme im Lübecker Industriehafen ein und wurden mit ihrer Bewachung auf zwei kleinere beschädigte Schiffe gebracht, die Thielbek und die Athen. Auch auf der Elmenhorst wurden zeitweise Häftlinge untergebracht. Am 26. April kamen weitere 2500 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme sowie Überlebende des Todesmarsches vom KZ Fürstengrube und anderen schlesischen Lagern an und wurden auf der Cap Arcona eingeschifft. Zeitweilig war die Cap Arcona mit 7500 Häftlingen an Bord völlig überfüllt. Mangelhafte Ernährung und unzureichende hygienische Zustände führten zu einem Massensterben.
Am 30. April 1945 wurden alle KZ-Häftlinge französischer Nationalität und einige Belgier und Niederländer von den Schiffen ans Ufer gebracht und mit den „Weißen Bussen“ des schwedischen Roten Kreuzes zu zwei Dampfern transportiert, die sie nach Trelleborg übersetzten. Schließlich wurde ein Teil der Häftlinge von der Cap Arcona auf die anderen beiden Schiffe gebracht, so dass sich Anfang Mai etwa 4600 Häftlinge und 500 Seeleute, Flakmatrosen und Bewacher auf der Cap Arcona befanden. Die Angabe über die Zahl der Menschen auf der Cap Arcona schwankt in verschiedenen Beschreibungen zwischen 4500 und 6000.
Am 3. Mai 1945 lagen die Cap Arcona und die Deutschland in der Lübecker Bucht zwischen Neustadt und Scharbeutz. Die Deutschland wurde in einer ersten Angriffswelle von der 184. Squadron der RAF Second Tactical Air Force angegriffen. Daraufhin verließen 80 Personen der Rumpfbesatzung das Schiff. Auf dem Schiff waren keine KZ-Häftlinge. Bei der zweiten Angriffswelle durch die 197. Squadron wurde die Deutschland versenkt.
Die Athen blieb in Neustadt im Marinehafen, die Thielbek brachte Häftlinge auf die Cap Arcona. Da die Schiffe nicht besonders gekennzeichnet und mit Bordwaffen ausgestattet waren, wurden sie von alliierten Fliegern vom Militärflugplatz Plantlünne/Wesel für Truppentransporter gehalten. Der Großangriff von 200 Jagdbombern vom Typ Hawker Typhoon Mk. IB, bewaffnet mit vier 20-mm-Maschinenkanonen Hispano Mk. II und wahlweise zwei Bomben mit 227 kg oder acht ungelenken Luft-Boden-Raketen Typ RP-3, der Royal Air Force galt zahlreichen Schiffen, die in der Kieler und Lübecker Bucht lagen, und sollte die vermutete Absetzbewegung deutscher Truppen über die Ostsee verhindern. Dabei wurden 23 Schiffe versenkt und 115 Schiffe beschädigt.
Die Cap Arcona wurde in vier Angriffswellen von Jagdbombern der britischen Luftwaffe angegriffen und in Brand geschossen. Die Angriffe der 198. Squadron brachten Cap Arcona und Thielbek gegen außer Kontrolle. Die Thielbek versank nach 15 Minuten. Die Cap Arcona legte sich auf die Seite; versank aber aufgrund der geringen Wassertiefe nicht.
Rund 6400 der etwa 7000 KZ-Insassen auf der Cap Arcona und der Thielbek verbrannten, ertranken oder wurden erschossen. Da die Wassertemperatur an dem Tag nur 8 °C betrug, konnten die meisten Häftlinge sich nicht schwimmend ans Ufer retten, da vorher ihre Kräfte versagten. Außerdem gab es Angriffe mit Bordwaffen durch die britischen Piloten auf die schwimmenden Überlebenden.
Wirkungsvolle Rettungsmaßnahmen liefen verspätet an. Nur ein geringer Teil der Häftlinge wurde von Booten aufgenommen, die sich vorrangig um die Rettung von Marineangehörigen bemühten. Aus anderen Booten, so aus einer „Flottille deutscher Kriegsfischkutter“, schoss man auf die im Wasser um ihr Leben kämpfenden Häftlinge.
Die Geschichte des Cap Arcona Gedenklaufs
Der erste Cap Arcona Gedenklauf fand im September 1981 statt. Bis zum 1. September 1989 führten die Hauptstrecken mit Distanzen von über 20 km quer über die Insel. An diesem Lauf beteiligten sich Betriebe, Schulklassen und politische Institutionen mit eigenen Abordnungen.
Da der Lauf am Weltfriedenstag stattfand, der an den fingierten “Überfall auf Gleiwitz” als Auftakt des Zweiten Weltkriegs erinnerte, traten oft Veteranen des Zweiten Weltkriegs oder Überlebende der Schiffskatastrophe der Cap Arcona als Ehrengäste auf. Mit der politischen Wende von 1989 geriet dieser historische Bezug in den Hintergrund, und der Lauf fand zunächst nicht mehr statt.
Im Jahr 1994 belebten Wilfried Beyer, Roland Martzahn und der ehemalige Sportlehrer Werner Schiemann den Lauf wieder. Die neuen Strecken umfassten 1,4 km, 3,6 km und 11,2 km.
Der Start erfolgte nach einer kurzen Ansprache und einer Gedenkminute für alle Läufe am Ehrenmal. Die 3,6-km-Strecke führte über das Rundell am Schwarzen Busch bis zum Sportplatz. Die Hauptstrecke begann am Ehrenmal, führte am Sportplatz vorbei in Richtung Vorwerk, weiter nach Gollwitz, entlang der Ostseeküste über den Schwarzen Busch, erneut vorbei am Ehrenmal und endete – wie alle Läufe – auf dem Sportplatz.
In den Anfangsjahren wurden die Zeiten mit Stoppuhren gemessen, handschriftlich notiert und die Urkunden von Hand ausgefüllt. Jeder Teilnehmer erhielt eine Urkunde, während die Erst-, Zweit- und Drittplatzierten mit Ehrengeschenken ausgezeichnet wurden. Nach dem Lauf fand traditionell eine Tombola mit Preisen von Sponsoren aus der Region statt.
Dietrich Eggert ist der Sportler mit den meisten Teilnahmen am Cap Arcona Gedenklauf. Im Jahr 2020 berichtete er stolz von seiner 30. Teilnahme.
Seit 2020 wurden einige Streckenverläufe angepasst, die bis heute Bestand haben. Einzige Ausnahme war das Jahr 2021, als der Lauf aufgrund der Corona-Pandemie ausfiel.