Sport und Erinnerung im Einklang
Schwarzer Busch. Bei strahlendem Sonnenschein fand am 21. September der diesjährige Cap-Arcona-Gedenklauf auf der Insel Poel statt. Rund 60 Sportlerinnen und Sportler, darunter auch sieben Kinder, versammelten sich pünktlich um 10 Uhr am Ehrenmal am Schwarzen Busch, um zunächst innezuhalten und der Opfer des 3. Mai 1945 zu gedenken.
An diesem Tag kamen über 7.000 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme ums Leben, als die Schiffe Cap Arcona und Thielbek in der Lübecker Bucht versenkt wurden. Hier, am Schwarzen Busch, haben viele von ihnen ihre letzte Ruhestätte gefunden.
„Es ist zu einer guten Tradition geworden, mit jeder Laufveranstaltung an dieses grausame Ereignis zu erinnern“, betonte Bürgermeisterin Gabriele Richter in ihrer Ansprache. „Der Lauf verbindet uns nicht nur sportlich, sondern auch mit unserer Poeler Geschichte. Er erinnert uns daran, wie wichtig Frieden, Menschlichkeit und Gemeinschaft sind.“
Auch der Historiker Wilhelm Lange aus Neustadt, ehemaliger Leiter des Museums Cap Arcona, ordnete das historische Geschehen ein und berichtete von einer Gedenkveranstaltung in der Landesregierung unter dem Titel Cap Arcona – Autopsie eines Verbrechens. Prominente Gäste wie Landtagspräsidentin Birgit Hesse und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hatten in der Vergangenheit ebenfalls an Gedenkfeiern teilgenommen.
Sportliche Herausforderung und Naturerlebnis
Nach dem Gedenken starteten die einzelnen Läufe. Die Teilnehmenden erwartete eine wunderschöne Strecke mit frischer Seeluft, weitem Blick über die Ostsee und Natur pur – ein besonderes Merkmal des Cap-Arcona-Laufs.
Die Bürgermeisterin wünschte allen Läuferinnen und Läufern „viel Freude, gute Konditionen, das Erreichen des persönlichen Ziels und vor allem ein verletzungsfreies Ankommen mit einem Lächeln im Ziel“.
Erstmals moderierte André Warnke die Veranstaltung, begleitet von Emilie Junghans, die das Geschehen in Bildern festhielt. Hauptorganisatoren waren Torsten Paetzold, Heiko Evers und René Lange, denen besonderer Dank für die reibungslose Organisation gebührt.
Besondere Würdigung für die ältesten Teilnehmer
Große Anerkennung galt in diesem Jahr insbesondere den beiden ältesten Teilnehmern: Dietrich Eggers von der Laufgruppe Schwerin, stolze 88 Jahre alt, absolvierte die 1,4-Kilometer-Strecke in beachtlichen 26 Minuten und 13 Sekunden. Eggers gehört zu den ersten Startern überhaupt beim Cap-Arcona-Gedenklauf und hat bisher kaum eine Veranstaltung ausgelassen.
Ebenso beeindruckend war die Teilnahme von Edgar Liehmann aus Wismar, der über 80 Jahre alt ist. Früher als aktiver Läufer bekannt, ging er diesmal walkend an den Start – ein starkes Zeichen seiner Verbundenheit mit dem Lauf.
„Für mich war es sehr bewegend, beide Herren wiederzusehen“, betonte Bürgermeisterin Richter. „Ihr Einsatz und ihre Treue zum Cap-Arcona-Gedenklauf sind ein Vorbild und eine Bereicherung für unsere Veranstaltung.“
Siegerehrung und Dank an Sponsoren
Nach dem Zieleinlauf wurde die Siegerehrung durch Bürgermeisterin Gabriele Richter, den zweiten Vorsitzenden des Poeler Sportvereins Ludwig Muchow und Gemeindevertreterin Aenne Möller vorgenommen. Die jeweils ersten drei Platzierten erhielten Urkunden und Medaillen; die Siegerinnen und Sieger der Läufe wurden zusätzlich mit einem Präsent ausgezeichnet.
„Ich freue mich, dass es Menschen gibt, die mit so viel Herzblut diese Tradition am Leben erhalten“, betonte Bürgermeisterin Richter. Ihr Dank galt ebenso den zahlreichen Sponsoren, ohne deren Unterstützung – ob durch Geldleistungen oder Sachmittel – die Veranstaltung in dieser Form nicht möglich gewesen wäre.
Der Cap-Arcona-Gedenklauf war damit nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern zugleich ein starkes Zeichen des Erinnerns und der Gemeinschaft.
Die Platzierungen:
| Platzierung | Startnummer | Name | Zeit |
| 1. | 1 | Frederik Günther | 06:16 |
| 2. | 3 | Roman Ulmann | 06:25 |
| 3. | 2 | Clemens Ukmann | 07:03 |
| Platzierung | Startnummer | Name | Zeit |
| 1. | 6 | Amy Lamprecht | 06:45 |
| 2. | 5 | Elise Helbig | 06:54 |
| 3. | 4 | Zoé Behrendt | 07:22 |
| Platzierung | Startnummer | Name | Zeit |
| 1. | 111 | Lukas Raabe | 30:34 |
| 2. | 117 | Hannes Willnow | 33:53 |
| 3. | 109 | Eike Peters | 34:47 |
| Platzierung | Startnummer | Name | Zeit |
| 1. | 106 | Svenja Lamprecht | 29:40 |
| 2. | 108 | Gaby Rang | 30:13 |
| 3. | 100 | Jessica Zelck | 30:36 |
5 Km Männlich Walking / Nordic Walking
| Platzierung | Startnummer | Name | Zeit |
| 1. | 207 | Michael Lamprecht | 44:34 |
| 2. | 202 | Babak Mirsaidi | 50:46 |
| 3. | 203 | Alexander Riedle | 50:46 |
5 Km Weiblich Walking / Nordic Walking
| Platzierung | Startnummer | Name | Zeit |
| 1. | 210 | Gabriele Richter | 41:25 |
| 2. | 209 | Franka Schley | 42:08 |
| 3. | 206 | Yvonne Lamprecht | 42:18 |
| Platzierung | Startnummer | Name | Zeit |
| 1. | 308 | Patrick Schubert | 49:00 |
| 2. | 317 | Sebastian Schiewe | 49:35 |
| 3. | 312 | Frank Leonhardt | 50:41 |
| Platzierung | Startnummer | Name | Zeit |
| 1. | 325 | Ariane Stapusch | 56:05 |
| 2. | 306 | Mareike Grell | 1:01:44 |
| 3. | 313 | Kerstin Helbig | 1:05:19 |
Dietrich Eggers und Edgar sind Teilnehmer der ersten Stunde am Cap Arcona Gedenklauf
Mit Stolz zeigt Dietrich Eggers sein Lauf-Tagebuch, um den Nachweis zu erbringen, dass er im nächsten Jahr das 35. Mal an diesem Event teilnimmt.
Sein erster Eintrag ist der 11.09.1983. Sein Cousin, Udo Eggers, der damalige Bürgermeister gab damals das Startkommando für den 3.Lauf dieser Art.
Bereits damals gedachte man der vielen Toten und widmete den Lauf den Opfern. Auch diese Menschen starben völlig sinnlos, denn der Krieg war am 03.Mai 1945, als die Bombardierung erfolgte fast vorbei.
Bei den ersten Läufen wurden noch 20 Kilometer absolviert. Mit Akribie notierte Dietrich alle wichtigen Daten, wie Zeit, Strecke und Wetter. An keinem dieser Läufe fehlte er seit dieser Zeit.
Für Ihn war nicht das Siegen das Entscheidende. Er wollte Flagge zeigen und mit sportlichem Ehrgeiz seinen Körper stählen, denn im Laufe seines Lebens, er ist inzwischen 88 Jahre alt, nahm er erfolgreich an Läufen auf allen Kontinenten der Erde teil.
Mit Bedauern stellte er 1990 fest, dass es keinen Bedarf mehr auf der Insel Poel gab, diesen Lauf durchzuführen. Erst als Wilfried Beyer, Roland Marzahn und Werner Schiemann 1993 der Bitte der Sportler von Schifffahrt/ Hafen Wismar nachkamen, war er der erste, der sich zunächst im Poeler Insellauf und 1995 beim Cap Arcona Gedenklauf als Teilnehmer eintrug. Seit dieser Zeit ist er zu jedem Lauf, der stattgefunden hat, anwesend gewesen. Zwei Mal musste der Lauf wegen CORONA ausfallen.
Nun im Jahr 2025 wollte er auch diesen Lauf nicht verpassen. Aufgrund mehrerer Operationen war ein Langlauf nicht mehr angesagt, aber die 1,4 Kilometer absolvierte er im Nordic Walking mit Bravour. Somit ist er der einzige Teilnehmer der an so vielen Läufen teilgenommen hat. Nächstes Jahr wird er seine 35.Teilnahmen absolvieren. Dafür wird er heimlich in der Landeshauptstadt um die Häuser ziehen, um sich im Vorfeld für den Lauf zu stählen.
Seit 1993 entwickelte sich auf der Insel eine neue Laufbewegung. Mit 20 Teilnehmern am Poeler Insellauf begann eine neue Ära. Dabei sind zwei weitere Sportler in diesem Zusammenhang unbedingt zu erwähnen. Einer der Motoren war Uwe Thom, der anfänglich als Läufer und später als Moderator seine Spuren bei den Läufen hinterließ und schließlich Edgar Liehmann. Auch er nahm seit dieser Zeit an allen Läufen auf der Insel teil. Beim diesjährigen Cap Arcona Gedenklauf nutzte er die Gelegenheit und testete sich auf der 5Km Nordic Walking Strecke. Sein Ehrgeiz, seine Energie und sein Wille diese Strecke zu absolvieren ist Vorbild und Motivation für viele jüngere Sportler.
Wenn Sportler der ersten Stunde zu nennen sind, dann darf unsere Bürgermeisterin Gabriele Richter in diesem Reigen nicht fehlen. Zunächst betätigte sie sich sportlich, als sie in der Verwaltung der Gemeine wirkte und half dem Sportverein durch ihre persönliche Unterstützung. Später engagierte sie sich als Bürgermeisterin und stellte sich immer in den Dienst des Vereins. Wenn es ihre Freizeit zuließ, unterstütze sie alle Läufe organisatorisch und ließ es sich nicht nehmen an so viel wie möglichen Läufen teilzunehmen, die sie oftmals sehr erfolgreich absolvierte.
Wir wünschen allen Sportlern beste Gesundheit und dass wir sie im Jahre 2026 in alter Frische wiedersehen.